Schockgeschichten aus dem Krankenhausalltag

Hallo liebe Community, ich hoffe ihr hattet alle einen guten Start ins neue Jahr. Bei mir war es eher etwas chaotisch: Ich hatte über Weihnachten 9 Dienste am Stück und dazu noch an Heiligabend Spätdienst! Kein besonders friedvolles Weihnachten also, aber dafür konnte ich Silvester in meiner Heimat Baden-Württemberg verbringen, da mir dann 5 Tage frei gegeben wurden. Wie schön es doch war, die Familie wieder zu sehen! Die Heimatbesuche sind immer besonders dafür gut, um mir wieder mal bewusst zu machen, wie spannend mein Arbeitsalltag, vor allem jetzt auf der Intensivstation, doch eigentlich ist.

Ich habe viele Freunde, die ebenfalls in der Pflege arbeiten, weshalb sie beim regelmäßigen gegenseitigen Austausch, bei meinen Geschichten kaum mit der Wimper zucken. Wieso auch, schließlich kennen sie das alles genauso gut wie ich! Bin ich allerdings im Kreise meiner Familie oder meiner alten Schulfreunde, so ernte ich immer wieder geschockte Blicke und „Ohje!“ und „Oh Gott“ oder „Ihgitt!“. Häufig merke ich dann auch, wie abgeklärt ich doch mittlerweile, nach erst knappen 1,5 Jahren Ausbildung, schon bin.

Ich kann beim Mittagessen lebhaft von Stuhlgang oder offenen Wunden sprechen und mir mein Essen trotzdem schmecken lassen. Was macht man denn auch sonst beim täglichen Frühstück auf Station? Dort ist ein reger Austausch über Patient A und die abgeführte Menge an Kot doch völlig normal!
Ist man allerdings unter Maschinenbauern oder Elektronikern (meine Familie ist eher technisch orientiert), so muss ich mich jedesmal zurückhalten, gewisse Themen einfach nicht am Tisch anzuschneiden. Besser gesagt: gewisse Themen sollte ich eigentlich überhaupt nicht anschneiden! „Svenja, das wollte ich eigentlich überhaupt nicht so genau wissen!“, daran hat mich meine Mutter erst neulich wieder erinnert, als ich gerade euphorisch begonnen hatte, über den sich kurz vor dem Platzen befindenden AP (Anus Praeter=künstlicher Darmausgang) eines meiner Patienten zu erzählen.

Natürlich hat es auch seine Vorteile: Man kann sich immer ganz leicht zum Mittelpunkt einer Gesprächsrunde machen! Man packe einfach eine seiner schockierendsten Geschichten aus dem Krankenhausalltag aus (bei mir war es zu Silvester die Geschichte der Patientin, bei der ein Arterie geplatzt war und die uns quasi auf Station verblutet ist) und schon steht man im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, wobei man mit angewiderten oder vor Spannung weit aufgerissenen Mündern betrachtet wird.

Teilweise schwingt sicherlich auch Interesse mit, denn eine meiner alten Schulfreundinnen fragte mich beispielsweise über Katheter aus, von denen sie immer dachte, dass sie in den Anus gehen. Ganz stolz habe ich sie dann aufgeklärt und nebenbei erwähnt, dass ich bereits einige selbst gelegt habe. „Wow, dass du sowas kannst!“, kam als Kommentar zurück… und sowas gibt dem Stolz natürlich eine zusätzliche Stärkung! Ja es macht mich stolz, wenn Familie und Freunde mich dafür bewundern, dass ich ohne Hemmungen fremde, alte, kranke Menschen waschen kann. Es ist mir selbst nie bewusst, denn es gehört für mich zum täglich Brot, doch wenn man einmal genauer darüber nachdenkt, so ist es wirklich keine Selbstverständlichkeit, einen fremden Menschen einfach so von Kopf bis Fuß zu waschen und dabei vielleicht noch ein lockeres Gespräch mit ihm zu führen.

Es tut also immer wieder gut, sich in Techniker oder Büroangestellten-Kreise zu begeben! Euer Stolz kann nur davon profitieren 🙂 Liebe Grüße, eure stolze (fast-) Krankenschwester 😉 Svenja