Risa Urabayashi studiert an der Waseda University in Tokio “Management of Public Policy” mit dem Schwerpunkt “Social Welfare Policy“. Mit einem Stipendium der Robert Bosch Stiftung besuchte sie im März 2014 das Alten- und Pflegeheim Lutherheim der Mathilde-Zimmer-Stiftung in Berlin. Hier erzählt sie euch, was sie erlebt hat und was die Unterschiede zwischen deutscher und japanischer Pflege sind:
Risa, wie hast du die Pflege in Deutschland erlebt?
Es war sehr beeindruckend für mich, dass in der Pflege in Deutschland der Respekt für die Vorlieben der einzelnen Senioren Priorität hat. Jeder hat die Möglichkeit, sich seine Zeit frei einzuteilen und sein Essen auszusuchen.
It was very impressive for me that, in German health care, the priority for the care program is the respect for individual elderly person’s preference and each elderly person has enough freedom in time management, food selection, and so on.
Welche Unterschiede gibt es zur Pflege in Japan?
In japanischen Pflegeprogrammen ist die Disziplin der Gruppe wichtiger als die Identität des Einzelnen. Japanische Senioren haben weniger Freiheiten, sie müssen alle dieselben Freizeitbeschäftigungen machen und alle zur selben Zeit essen. Ein weiterer Unterschied ist die Rolle der Senioren mit Migrationshintergrund und die Nachwirkungen der Teilung in Ost- und Westdeutschland. In Japan gibt es eine strenge Einwandererpolitik und wir kennen keine Teilung des Landes – darum spielen diese Aspekte für uns keine Rolle.
In Japan’s health care programs, my impression is group discipline, which means the uniformity as a group has been put much importance rather than each person’s identity. So, in Japan, each elderly person has limited ability in elderly care programs than in Germany, which means each elderly person has obliged to do the same recreation, take food at the same time and so on. Secondly, the difference in German and Japanese health care policy is the role of immigrants and the problems of the disparity between former West and East Germany. Japanese immigration policy is very stringent and there is no historical problems of the division of a single state.
Was können wir Deutschen von den Japanern lernen und umgekehrt?
Das kann man schlecht kurz und knapp beantworten. Aber ich denke, die Unterschiede im deutschen und japanischen Pflegesystem hängen mit den sozialen und kulturellen Unterschieden und Regeln zusammen. In Japan ist eins der Probleme, dass es zu wenig Pflegepersonal gibt. Ich denke, es wäre sinnvoll, es für Pflegepersonal aus dem Ausland einfacher zu machen, in Japan zu arbeiten, so wie es in Deutschland auch geschieht.
This question is too difficult for me to answer shortly. But, I think the difference in German and Japanese social rules would affect the content of health care programs. In Japan, one of the problems is that the population of carers is not big enough. I think it is useful to increase the opportunity for immigrants as carers considering German systems.
Wie stellst du dir deine berufliche Zukunft vor?
Ich möchte bei einer großen Zeitung oder bei einem Fernsehsender arbeiten. Als Journalistin will ich mit meinen Beiträgen die japanischen Jugendlichen dazu bewegen, sich für das Sozial- und Gesundheitswesen zu interessieren.
I hope I try to find a job in major newspaper or TV broadcasting organization in 2014. As a journalist, I hope to write articles to encourage Japan’s young generation to engage in health care management.
Vielen Dank Risa und viel Erfolg für dein Studium!
Einrichtungsleiter Diakon Olaf Schultz aus dem Lutherheim ergänzt, dass es Risa auch beeindruckte, dass die Bewohnerinnen und Bewohner seines Pflegeheims neben der Pflege sowie der hauswirtschaftlichen und sozialen Betreuung auch spirituelle und seelsorgliche Begleitung durch zwei erfahrene Diakone erhalten. Außerdem habe man sich darüber unterhalten, wie junge Menschen für die verantwortungsvolle Arbeit in der Altenpflege gewonnen und befähigt werden könnten. Am Ende sei man sich einig gewesen: Die Altenpflege muss durch die Politik und Gesellschaft aufgewertet werden und nicht nur durch mehr Geld.
Hier noch ein Tipp: Was Julia, Mitarbeiterin einer ev. Pflegeeinrichtung, umgekehrt bei ihrer Reise nach Japan erlebt hat, lest ihr hier!
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