80 Prozent der Absolventen des Studiengangs Soziale Arbeit haben innerhalb von drei Monaten nach dem Abschluss eine Anstellung. Zu diesem ermutigenden Ergebnis kommen Prof. Matthias Moch von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und andere in dem Buch „Berufseinstieg in die Soziale Arbeit“ (Münstermann Verlag, 2013). Wir haben für euch mit Prof. Moch gesprochen und ihm seine Geheimtipps entlockt:
Wie gelingt der Berufseinstieg in die Soziale Arbeit?
Je mehr Praxiserfahrung man im Studium schon sammelt, desto leichter ist der Berufseinstieg! Wenn man an einer Hochschule studiert, die in den ersten beiden Jahren mehrere Pflichtpraktika vorsieht und dann ein Anerkennungspraktikum im letzten Jahr, stehen die Chancen sehr gut. Es gibt allerdings auch Studiengänge, in der überhaupt keine oder nur bis zu vier Monaten Praxis vorgesehen sind. Da muss man dann selber aktiv werden und in den Semesterferien so viele Praktika wie möglich machen. Denn vier Monate Praxiserfahrung in drei Jahren ist definitiv zu wenig! Am besten man sucht sich seine Hochschule schon danach aus, dass sie Wert auf die Verzahnung von Theorie und Praxis legt.
Es gibt rund 60 Arbeitsfelder, in denen Sozialarbeiter eingesetzt werden können, von der Schuldnerberatung über die Schwangerschaftsberatung bis Streetwork oder Wohnungslosenhilfe. Wie finde ich das richtige Arbeitsfeld für mich?
Wenn jemand Sicherheit anstrebt, gleich nach dem Studium einen festen Arbeitsplatz finden und lange im selben Bereich bleiben will, sollte er sich im Studium schon auf das Arbeitsfeld konzentrieren. Denn bei der Einstellung werden die relevanten Vorerfahrungen gewertet, je mehr ich davon habe, umso besser. Wer aber flexibel bleiben und später im Berufsleben auch verschiedene Tätigkeiten ausprobieren will, sollte sich im Studium mindestens zwei bis drei Felder anschauen, die idealerweise zusammen passen. In der Erziehungshilfe muss ich mich ja z.B. auch mit Verschuldung, Arbeitslosigkeit oder dem Wohnungsmarkt auskennen, jedes Arbeitsfeld ist mit anderen verzahnt. Also sucht man sich ein Hauptarbeitsfeld aus, z.B. die stationäre Erziehungshilfe, und schnuppert dann noch in zwei passende Felder rein – wie ein Amt, das Kinder in die Erziehungshilfe vermittelt, und die offene Stadtteilarbeit, um herauszufinden, welche Angebote für Kinder es denn gibt.
In welchem Arbeitsfeld sind die Chancen am größten, einen Job zu finden?
Ein Nischenfeld, das wir gerade neu erschließen, ist die Begleitung junger Menschen beim Übergang zwischen Schule und Beruf. Hier suchen sowohl die Arbeitsagenturen als auch offene Träger Mitarbeiter. Neue Stellen gibt es auch im Bereich Seniorenzentren im Kiez. Den größten Bedarf gibt es aber in der Wohngruppenarbeit der Erziehungshilfe, also der Betreuung von Kindern und Jugendlichen rund um die Uhr.
Welche Hürden gibt es beim Berufseinstieg in der Sozialen Arbeit zu überwinden?
Das größte Problem liegt darin, die Freizeit mit der Arbeit zu verbinden. Die Arbeitszeiten in der Sozialarbeit sind nun mal nicht arbeitnehmerfreundlich, gerade in der Jugendhilfe sind Abend- und Wochenenddienste normal. Wer nun [typisch Generation Y] hohe Ansprüche an die Work-Life-Balance hat oder Home Office machen möchte, wird in der Sozialarbeit nicht weit kommen. Gute Arbeitsplätze sind außerdem oft an befristete Projekte gebunden, es gibt also selten unbefristete Anstellungen. Dazu kommt das Gehalt, das nicht besonders gut ist. Damit muss man sich arrangieren.
Trotz dieser Hürden gibt es einen Riesenzulauf beim Studium Soziale Arbeit. Warum ist das so und sollte man nicht lieber auf ähnliche Studiengänge wie Religionspädagogik oder Hortpädagogik ausweichen?
Wir haben zehn Bewerber auf einen Studienplatz! Die jungen Menschen möchten ihre eigenen Hobbies und Fähigkeiten in ihren Beruf mit einbringen. Wer gerne kocht oder schwimmt, sich mit Erlebnispädagogik auskennt oder in der Jugendhausszene unterwegs ist, möchte das weitergeben, und das kann er in der Sozialarbeit auch. Viele Studierende der Sozialen Arbeit sind die ersten in ihrer Familie, die überhaupt studieren. Da ist es leichter, in der Sozialarbeit Anschluss zu finden, wo es vielen so geht, als z.B. in der Physik. Da das Interesse an dem Studiengang so groß ist, wird vielen nichts anderes übrig bleiben, als auf andere, ähnlich gelagerte Studiengänge auszuweichen. Doch die vermitteln die wichtigsten Attribute, die das Studium der Sozialen Arbeit ausmachen, oft nicht: die Grundlagen zur Reflexion der eigenen Arbeit, Wissen dazu, wie der Sozialstaat funktioniert, und Kenntnisse in der Organisation und Administration.
Vielen Dank, Prof. Moch, für diese Tipps! Hier geht’s zum Buch!