Mein Lieblingsfach: Psychiatrie

Hallo liebe Community, seit nunmehr vier Wochen verbringe ich nun wieder jeden Tag in unserer Gesundheits- und Krankenpflegeschule im Herzen Hamburgs. In letzter Zeit lässt mich der Blick in auf den Stundenplan regelmäßig erfreut lächeln, denn seit kurzem steht das Thema „Psychiatrie“ auf dem Programm. Hierfür kommt jedesmal eine Krankenschwester der Fachrichtung Psychiatrie in die Schule, um uns auf den im Oktober anstehenden Einsatz in einer solchen Einrichtung vorzubereiten. Wie ich ja bereits in einer meiner ersten Blogeinträge erwähnt habe, war mein ursprünglicher Plan, vor der spontanen Entscheidung zur Gesundheits- und Krankenpflege, ein Psychologie Studium zu beginnen. Daher sitze ich jedesmal hochgespannt auf meinem Stuhl wenn es mal wieder um Schizophrenie, Borderline oder Depression geht.

Sehr anschaulich gestaltete sich der Schizophrenie Unterricht, in dem wir in Gruppenarbeit einem unserer Mitschüler eine Gipsmaske verpassten, mit der sich dieser dann von uns durch das Schulhaus führen ließ. Hintergrund dabei war die Darstellung eines Zustandes,  in dem die Sprache, sowie die Mimik ansatzweise „gelähmt“ sind. Übertragen auf das Krankheitsbild Schizophrenie sollte dies bedeuten, dass man die Realität nicht mehr als das wahrnehmen kann, was sie ist, beziehungsweise dass man nicht mehr adäquat auf seine Umwelt reagieren kann. Ich selbst trug keine Gipsmaske, doch habe ich meine „begipste“ Freundin plötzlich als sehr unheimlich wahrgenommen, als sie sich, ohne jegliche mimische Reaktion, unsicher den Flur entlangtastete.

In der letzten Stunde bat uns die Dozentin dann um ein Rollenspiel, das verdeutlichen sollte, wie eine „Aufnahmesituation“ eines psychisch kranken Menschens in eine Psychiatrie aussehen könnte. Da ich selbst in meiner Freizeit Improvisationstheater spiele, engagierte ich mich gerne dafür und nahm die Rolle der besorgten Ehefrau, die ihren „verrückten“ Mann zum Gespräch mit dem Psychiater begleitet. Der wahnsinnige Mann wurde von unserer Dozentin gespielt, die sich in eine wirre Geschichte über „Industriespionage“ verlor und in ihrer Rolle wirklich sehr eindrucksvoll aufging. Einer meiner Kollegen spielte den Psychiater und war am Ende völlig abgekommen von seinem eigentlichen „Konzept“, da der „verrückte“ Patient doch sehr anstrengend zu händeln war. Eine wirklich eindrucksvoller Unterricht. Ich bin gespannt auf die nächsten Stunden 🙂 Liebe Grüße, eure Svenja

Stress im zweiten Semester: 18 Leistungsnachweise in 8 Wochen

Ring frei für das zweite Semester meiner Sozialassistentenausbildung im Evangelischen Johannesstift Spandau. Gekämpft wird gegen 18 Leistungsnachweise in nichtmal 8 Wochen. Das wird hart. Da kommen selbst die Trainer ins Schwitzen. Ich spüre schon meine Freizeit schwinden.

Nächste Woche schreiben wir allein schon drei Klausuren. Montag in Pflege zum Thema Kontrakturen und Kontrakturprophylaxe. Kontrakturen sind Dauerverkürzungen in Muskeln, Sehnen und Bändern, die auftreten können, wenn man diese zu wenig bewegt, zum Beispiel durch Immobilität (Bewegungsunfähigkeit) oder Lähmungen. Am Donnerstag kommt dann die Klausur in Hauswirtschaft/Ernährung zum Thema Ernährung bei alten Menschen und am Freitag in Deutsch zum Thema Protokoll, denn Protokolle werden auch zwei Leistungsnachweise sein.

Ist schon schön, wenn man aus den Osterferien kommt, die auch nicht gerade entspannt waren, weil der Praktikumsbericht viel Zeit eingenommen hat und ein Vortrag vorbereitet werden musste, und dann sagt einem der Ausbildungsplan den Kampf an. Wenigstens für meinen Vortrag über die „Geschichte der Null“ (Wer hat sie erfunden? Die Schweizer waren es nicht sondern die Inder ;-)) habe ich am Donnerstag eine 1 bekommen!

Also persönlich finde ich es doof, dass wir Halbjahreszeugnisse bekommen. Durch die Praktika bleibt uns wenig reine Schulzeit. Das bedeutet nicht nur Stress für uns, weil wir mit dem Lernen nicht hinterher kommen, sondern auch Stress für die Dozenten, da diese ja die Zensuren von uns brauchen.  Also für die Ausbildung mit dem Zeitraum wäre ein Ganzjahreszeugnis besser geeignet.

Zwischen den Klausuren lernen wir natürlich auch etwas, und da wir das übergreifende Thema Behindertenhilfe haben, wird der Unterricht dementsprechend gestaltet. In Sozialkunde zum Beispiel gehts bei uns jetzt um Menschenrechte, worüber wir auch unseren ersten Leistungsnachweis erbringen in diesem Fach. Ein Fach, welches eigentlich mein liebestes ist (Pädagogik), spricht mich derzeit nicht so sehr an, denn es geht um gesetzlich geregelte Rechte für behinderte Menschen. Natürlich ist das auch sehr wichtig und man sollte etwas darüber wissen, nur das Thema ist tierisch trocken und ich will ja auch keine Anwältin werden. Aber ich denke, das werden wir nicht tiefer behandeln.

Im Fach Projekt lautet unser aktuelles Thema „Umgang mit Fremdheit“. Ich dachte: „Na, das passt ja zur Behindertenhilfe, denn für viele ist das ja fremd“, aber dabei gehts gar nicht darum, sondern um „fremde Kulturen“. Erst einmal sollten wir auf eine hübsch gemalte Raumkapsel Zettel kleben, auf denen wir Dinge gezeichnet haben, die zu unserer Kultur gehören. So sahen wir Computer, Handys, Facebook, Musik, Geld, Arbeit, Religion, Stress usw. keine Liebe, Freundschaft, Familie, Gemeinschaft. „Muss ich dazu noch was sagen?“

Von der tollen Kapsel habe ich natürlich ein Bild gemacht. Wäre ich ein Marsmensch und würde diese Kapsel finden, sehen wie die Menschen auf der Erde in dieser Kultur leben, welche Werte sie haben und Prioritäten – würde ich dort nicht leben wollen. Somit wünsche ich euch eine entspannte Woche und sage bis bald, liebe Grüße, Candy

Wie ich einen künstlichen Darmausgang ausprobierte…

Hallo liebe Community, nach meinem Urlaub nun endlich mal wieder ein Eintrag meinerseits. In der Woche vor Ostern konnte ich das Bethesda Krankenhaus Bergedorf einmal hinter mir lassen und mich von dem anstrengenden Stationsalltag in meiner Heimat erholen. Wie ich ja bereits erzählt habe, bin ich aus Baden-Württemberg in den schönen Norden gezogen, doch freue ich mich jeden Urlaub aufs Neue, wieder einmal in der Heimat zu sein. Es ist eine ganz andere Art der „Entspannung“, weil man dann nicht nur psychisch, sondern auch physisch Abstand vom Krankenhaus gewinnt, was bei mir immerhin ungefähr 600km sind. Diese Strecke überwinde ich meistens mithilfe von Mitfahrgelegenheiten, da diese doch am preiswertesten sind.

Was mir immer wieder die Sicherheit gibt, bei allem Trennungsschmerz von der Familie, dass ich in Hamburg eine „Zweite Heimat“ gefunden habe, ist das Glücksgefühl, das ich empfinde, wenn wir uns auf dem Rückweg aus dem Urlaub mit dem Auto der „schönsten Stadt der Welt“ nähern. So war es auch dieses Mal, und nun bin ich bereits in meiner zweiten Schulwoche angelangt. Die Themen werden nun zunehmend interessanter, da wir uns viel mehr mit Krankheiten, Medikamenten  und speziellen Themen wie „Stoma“ (künstlicher Darmausgang) oder „Umgang mit sexuell missbrauchten Patienten“, beschäftigen. Heute gab es auch gleich die erste Klausur zum Thema: „Menschen vor und nach operativen Eingriffen pflegen“.

Aktuell sitze ich gerade mit einem eigenen „Stoma“ vor dem Laptop. Ja, ihr habt richtig gelesen: Ich trage gerade einen solch künstlichen Darmausgang auf meiner linken Seite, etwas neben dem Bauchnabel, der zur Hälfte mit Apfelmus gefüllt ist. Hintergrund: In unserer heutigen Nachmittagsstunde hatten wir Unterricht bei einem Dozenten, der uns diverse Stoma-Beutel einer Medizin-Produkte-Firma gezeigt hat. Als „Selbsterfahrung“ hatte er dann für jeden von uns einen solchen Beutel dabei, sodass wir ein Gefühl dafür bekommen, wie sich Patienten mit einem solchen Stoma fühlen.

Da ich es gerne in diversen Alltagssituationen testen will, habe ich es einfach kleben lassen und bin damit in der S-Bahn nach Hause gefahren. Mein bisheriges Fazit: Unter einer Jacke sieht man den Beutel kaum, doch zieht man die Jacke aus, zeichnet sich das Stoma unter jeglicher Art von Oberteil deutlich ab. Auch ist es im Sitzen ein merkwürdiges Gefühl, wenn der „Apfelmus-Kot“ sich im Beutel bewegt und nach oben fließt. Ansonsten hält es bombensicher und bewegt sich sehr gut am Körper mit.

Auf jedenfall weiß ich, dass ich allen Stoma-Patienten zukünftig mehr Verständnis entgegenbringen werde, wenn diese häufig klingeln, weil sie sich mit dem Beutel unsicher fühlen. Also ein sehr positiver Selbst-Test! Liebe Grüße von der Stoma-Patientin-auf-Zeit: Svenja

Und es trifft einen wie ein SCHLAG

Hi Leute, heute hab ich mal was aus meinem Privatleben zu erzählen, das auch einen Krankenpflege-Azubi wie mich nicht kalt lässt.

Neulich ging ich wie jeden Abend ins Bett und konnte gut einschlafen. Gegen 2 Uhr Nachts wurde ich von meinem Vater aus meinem Schlaf gerissen. „Du musst sofort kommen, irgend etwas stimmt mit Mama nicht!!!!“

Als ich meine Mutter sah, war sie benommen und konnte nicht mal ihren eigenen Namen sagen. Sie hatte Kopfschmerzen und hatte erbrochen. Sprach unverständliche Sachen und erkannte mich und meinen Vater nicht. Sofort rief ich den Notarzt an, und äußerte den Verdacht Schlaganfall.

Als ich im Krankenhaus ankam, war ich geschockt! Ich sah meine eigene Mutter in einem Zustand, den ich nie sehen wollte, aber es war Realität. Diverse Zugänge, Bettgitter, Katheter, Inkontinenzhose… ein Alptraum. Sie erkannte mich nicht und sprach immer noch unverständliche Sachen und war unruhig. Ich stand selbst neben mir.

Erst am zweiten Tag wurde der Zustand besser. Die Zeit des Wartens kam mir vor wie eine Ewigkeit. Dank der schnellen Hilfe der Ärzte und der guten Arbeit des Pflegepersonals geht’s meiner Mutter heute wieder soweit gut. Sprache und alles andere hat sich wieder normalisiert.

So schnell kann man selbst betroffen sein, daher ist es wichtig sofort Hilfe zu holen, denn jede Minute zählt!!! Bis bald, Tom