Ziemlich beste Freunde: Servicehelfer in Baden-Württemberg 20.1.14)

Mit einem Hauptschulabschluss habt ihr in Baden-Württemberg eine neue Möglichkeit, in die Welt der sozialen Berufe einzusteigen: die Ausbildung zum „Servicehelfer im Sozial- und Gesundheitswesen“. Was das genau ist, erklärt euch Bettina Müller-Krimm, Ausbildungsbegleiterin in Mariaberg, in unserem Interview. Und hier haben wir noch einen Erfahrungsbericht von Servicehelfer-Azubi Madeleine (21)!

Frau Müller-Krimm AusschnittFrau Müller-Krimm, warum wurde die neue Ausbildung zum Servicehelfer eingeführt?

Wir wollten damit eine Lücke in sozialen Einrichtungen schließen, die immer größer wird. Es gibt in den Einrichtungen einen Grenzbereich zwischen Pflege und Hauswirtschaft, den bisher die Pflegefachkräfte zusätzlich zu ihrer Pflegearbeit mit abdecken mussten. Nun können wir in diesem Bereich speziell ausgebildete Servicehelfer einsetzen. Dadurch kann die Einrichtung eine bessere Serviceleistung für ihre Klienten bringen und die Mitarbeiter fühlen sich dank besserer Arbeitsteilung wohler.

Wir wollten aber auch einen arbeitsmarktpolitischen Beitrag erbringen. Viele junge Menschen mit schlechtem Hauptschulabschluss bekommen bisher keinen Zugang zu den sozialen Berufen. Zu Unrecht, denn ob jemand eine soziale Ader hat, zeigt sich nicht an den Zeugnisnoten. Schlechte Noten heißen nur, dass jemand vielleicht eine Null-Bock-Phase hatte, die er oder sie inzwischen überwunden hat.  Junge Menschen mit schlechtem Hauptschulabschluss, die „Sozialkompetenzen“ haben (so nennen wir das), werden in den sozialen Berufen gebraucht, gerade in Zeiten des Pflegenotstandes vor allem in den westlichen Großstädten!

Wichtig zu wissen: Bei den Servicehelfer-Ausbildungen handelt es sich derzeit noch um Modellprojekte, in denen die Fachschulen und Einrichtungen diese neue Ausbildungs- und Beschäftigungsform ausprobieren.

Was macht denn der Servicehelfer genau?

Der Zeitdruck in der Pflege entsteht unter anderem dadurch, dass die Pflegefachkräfte bisher auch fachfremde Tätigkeiten machen, die eigentlich nicht von Pflegefachkräften gemacht werden müssten: Altenpfleger beziehen zum Beispiel Betten, bringen Senioren zum Friseur oder Röntgenbilder dorthin, wo sie gebraucht werden. Außerdem gibt es inzwischen so viel Arbeit in den Einrichtungen, dass vieles von dem, was schön wäre und den betreuten Menschen gut täte, gar nicht mehr gemacht werden kann. All das können bei uns ab sofort die Servicehelfer machen. Sie werden bei uns in Mariaberg seit zwei Jahren in der stationären Altenhilfe und Behindertenhilfe eingesetzt. In Stuttgart gibt es seit sieben Jahren ein Modellprojekt mit Servicehelfern auch in der Krankenpflege.

Dadurch dass zur Servicehelfer-Ausbildung sowohl Pflegegrundlagen als auch Hauswirtschaft, Haustechnik und handwerkliche Fähigkeiten gehören, kann der Servicehelfer viel mehr als spazierengehen und Stützstrümpfe anlegen. Er ist der Allrounder, der unterstützt, wo es eben notwendig ist: beim Vorhang Aufhängen genauso wie beim Essen, beim Bewegen genauso wie beim Kochen. Er ist eigentlich der „ziemlich beste Freund“ unserer Bewohner!

Und für wen ist die Ausbildung zum Servicehelfer gedacht?

Wir möchten Jugendliche mit einem nicht so guten Hauptschulabschluss ansprechen und auch Jugendliche mit sozialen Problemen. Wir möchten ihnen zeigen: Wer gut ist und sich engagiert, wird bei uns gefördert, egal welchen Hintergrund er hat. Wir freuen uns, wenn unsere jungen Leute nach dem Servicehelfer weitermachen, zum Beispiel den Realschulabschluss nachholen oder die Vollausbildung zum Altenpfleger anschließen. Wer Heilerziehungspfleger oder Jugend- und Heimerzieher werden möchte, hat es etwas komplizierter, aber da beraten wir gern. Aber auch, wer das alles nicht macht, ist deutlich weiter, reifer und selbstbewusster, und hat einen guten Job.

Wie sieht die Ausbildung zum Servicehelfer genau aus?

Es eine zweijährige Ausbildung, bei der sich theoretische mit praktischen Ausbildungsphasen abwechseln, wobei die Praxisphasen deutlich überwiegen. Das macht die Ausbildung auch so lebendig. Die Azubis werden eng begleitet durch eine Sozialpädagogin, das bin zum Beispiel ich. Ich helfe in allen Lebenslagen, Konflikte zu lösen, Lernschwierigkeiten abzubauen und auch bei Behördengängen. Das Ausbildungsentgelt ist besonders: im ersten Jahr vielleicht noch etwas lau (420 Euro pro Monat), wenn man dann aber das erste Jahr hinter sich gebracht hat, dann sind es über 1.200 Euro im Monat!

Wie laufen die Modellprojekte bisher?

Anfangs gab es bei den Pflegekräften Ängste, dass die Servicehelfer andere Berufe wie eben den Altenpfleger verdrängen könnten, dass also die Einrichtungen irgendwann nur noch Servicehelfer und keine Altenpfleger mehr einstellen. So ist das natürlich überhaupt nicht gedacht. Aber wir haben auf jeden Fall daran gedacht, dass irgendwann nicht mehr genügend Altenpfleger da sind. Unsere Gesellschaft wird älter und pflegebedürftiger, und es gibt von Jahrgang zu Jahrgang weniger Schulabgänger!  Dadurch, dass der Servicehelfer noch ziemlich unbekannt ist, brauchen wir dringend weitere Kooperationspartner. Manche Einrichtungen scheuen sich noch mitzumachen, auch weil die Servicehelfer im 2. Ausbildungsjahr schon relativ viel Geld bekommen. Das ist im Konzept so vorgegeben, um den Beruf aufzuwerten. Als Einrichtung muss man sich das natürlich leisten können, aber ganz ehrlich, jede vernünftige Ausbildung kostet Geld, und das ist eigentlich ganz gut investiert.

Vielen Dank, Frau Müller-Krimm! Infos zur Servicehelfer-Ausbildung in Mariaberg findet ihr hier.

Bergfest für Erzieherin Laura: Die Ausbildung ist halb geschafft! (10.1.14)

laura 2Hallo liebe Community, ich wünsche euch ein frohes neues Jahr und hoffe, dass ihr schöne Feiertage hattet und gut ins neue Jahr gekommen seid.  Am Montag hat für mich der Unterricht in der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Alten Eichen wieder angefangen und es hat gleich mit Stress begonnen. Bereits in den Ferien mussten wir eine Mappe über das Thema Tod und Trauer anfertigen, in der wir das letzte Semester Religionsunterricht bearbeiten. Das war ein wenig herausfordernd, da ich mich über die Weihnachtstage ungern mit diesem Thema belasten wollte, und so wurde die letzte Ferienwoche dann sehr anstrengend, weil ich auch noch arbeiten musste.

Nun habe ich mich natürlich gefreut, alle wieder zu sehen, aber die erste Woche habe ich als nervenaufreibend empfunden und bin froh, dass nun erst mal wieder das Wochenende winkt. Und wisst ihr was? Ich feiere Bergfest, meine Ausbildung ist jetzt halb geschafft! Zeit, einmal durchzuatmen und auf das nächste Jahr zu schauen.

Im Mai beginnt bereits mein zweites Praktikum, das ich in einer Schule für behinderte Kinder absolvieren werde, und darauf bin ich schon sehr gespannt und hoffe, dass es besser wird, als das letzte. Und dann werde ich mich auch schon mit meiner Facharbeit befassen müssen. Aber jetzt wollen wir erst mal den Winter hinter uns bringen! J

Ende dieses Monats gibt es Zeugnisse und dann beginnt das vierte Semester. Ich bin gespannt, was uns in der Zeit alles erwarten wird und welche Themen  wir bearbeiten werden.  Meine Vorsätze sind, mehr Ordnung mit meinen Schulsachen zu halten und für Klausuren besser zu lernen. (Kommen mir irgendwie schon sehr bekannt vor! J ) Wie sieht das bei euch aus? Seid ihr gut ins neue Jahr gestartet? Habt ihr gute Vorsätze?  Macht es gut, Laura.

Erzieher oder Heilerziehungspfleger? Fertige SozAssis haben die Qual der Wahl (6.1.14)

Wer die Grundausbildung zum Sozialassistenten (heißt in manchen Bundesländern auch anders) beendet hat, hat die Qual der Wahl: Lieber die Arbeit mit Kindern oder mit Menschen mit Behinderung? Zur Auswahl stehen danach nämlich die Ausbildungen zum Erzieher und Heilerziehungspfleger, die meisten entscheiden sich für den Erzieher. Aber warum eigentlich? Was sollte man beachten, um eine wirklich informierte Wahl zu treffen?

„Für die meisten jüngeren Schüler ist die Arbeit im sozialen Bereich mit der Arbeit mit Kindern verbunden“, meint Steffi Kießhauer, Lehrerin an der Korczak-Schule in Fürstenwalde, „Viele haben schon mal ein Praktikum im Kindergarten gemacht, auf kleinere Geschwister aufgepasst oder gebabysittet.“ Die Arbeit eines Heilerziehungspflegers sei weniger bekannt, weshalb viele Schüler diese Ausbildung gar nicht erst in Betracht ziehen. Und es gibt noch einen anderen Grund: „Viele haben Vorurteile“, sagt Madeleine Meyer, Lehrerin an der Fachschule für Sozialwesen in Hermannswerder. „Die meisten Schüler bringen die ganz seltsame Idee mit, dass sie sich im Behindertenbereich nur um sabbernde Menschen kümmern müssten.“ Diese Vorstellung ändere sich aber ganz schnell nach dem ersten Praktikum in der SozAssi-Ausbildung. Und das ist gut so, denn es gibt ein schlagendes Argument für die Heilerziehungspflege: „Schon jetzt finden unsere Heilerziehungspflegeschüler nach der Ausbildung zu hundert Prozent eine Anstellung. Und die Nachfrage steigt weiter“, weiß Frau Meyer.

Michael wird Heilerziehungspfleger

Verkleidete HEPs

Verkleidete HEP-Azubis der Korczak-Schule in Fürstenwalde

Michael war Tischler, bevor er sich überlegt hat, Heilerziehungspfleger zu werden. Ein Freund brachte ihn auf die Idee. Vor seinem Berufswechsel hat er den Beruf aber erst mal getestet – beim Praktikum in einer Behindertenwerkstatt. Die Kombination Handwerk und sozialer Beruf hat ihm sofort gefallen. „Ich mag den Umgang mit Menschen. Und ich mag es zu sehen, wie Menschen Spaß an einer Sache entwickeln. Das reicht mir schon als Bestätigung.“ Dabei ist sein Berufswunsch von seiner Familie und seinen Freunden erst mal zögerlich aufgenommen worden. Das könnte aber auch mit Unwissenheit zu tun haben, denn „viele kennen diesen Begriff gar nicht.“, erklärt Michael, der mittlerweile im zweiten Ausbildungsjahr lernt. „Ich muss sehr oft erklären, was ein Heilerziehungspfleger ist.“

HEPs arbeiten übrigens nicht nur in der Behindertenwerkstatt, sondern auch in Wohnheimen für Menschen mit Behinderung, in Reha-Einrichtungen, im psychiatrischen Bereich oder als Einzelbetreuer für Schüler mit Behinderung in Schulen oder Studenten mit Behinderung in der Uni. „Toleranz, Menschenkenntnis und Respekt gegenüber Menschen sind wichtig“, findet Michael, „Man darf absolut keine Vorurteile haben.“ Wer alle Menschen über einen Kamm schere, sollte den Heilerziehungspflegeberuf lieber sein lassen. Auch wer sehr radikale politische Ansichten mitbringe, sei als HEP ungeeignet. Stattdessen sollten angehende Heilerziehungspfleger klare eigene Wertevorstellungen haben.

Und was ist nun der Hauptunterschied zwischen der Arbeit als Erzieher und als Heilerziehungspfleger?

Einen wichtigen Unterschied sieht Madeleine Meyer von der Fachschule in Hermannswerder darin, dass der Erzieher den Blick des Kindes und des Jugendlichen erlernen muss und nicht verlernen darf. Für den HEP dagegen sei wichtig, den Menschen mit Behinderung als vollwertigen Menschen zu sehen, der lediglich besondere Bedürfnisse hat. „Der Erzieher muss auf die gesamte Gruppe achten“, erklärt Meyer weiter, „Der Heilerziehungspfleger dagegen achtet eher auf den einzelnen Menschen: Wie kann ich diesen Menschen fördern?“ Natürlich kann auch der Heilerziehungspfleger eine Gruppe zum Beispiel im Wohnheim leiten und der Erzieher denkt sich Förderkonzepte für einzelne Kinder aus, am Ende verschwimmen die Grenzen also wieder. Gemeinsam haben die beiden Berufe jedenfalls, dass Weiterbildung wichtig ist. Und letztendlich gibt es in beiden Berufen Situationen, in denen man lernen muss, mit Ekelgefühlen umzugehen – die Hygiene bei Menschen mit Behinderung ist das eine, aber auch Kinder übergeben sich oder haben die Windeln voll. „In der Ausbildung ist das ein wichtiges Thema, niemand wird damit alleine gelassen“, sagt Steffi Kießhauer von der Korczak-Schule in Fürstenwalde. Madeleine Meyer, die schon viele HEPs ausgebildet hat, macht folgende Erfahrung: „Ehemalige sagen mir oft: Das sieht man nachher nicht mehr.“

Wie soll ich mich entscheiden?

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Erzieher-Azubis der Korczak-Schule in Fürstenwalde

Madeleine Meyer sagt, es gebe kein Patentrezept für die Berufsentscheidung. Ob jemand eher für den Erzieherberuf geeignet ist oder für den Heilerziehungspfleger, lasse sich durch Praktika oder Einzelgespräche mit Lehrern und Mitschülern der Berufsschulklassen am besten herausfinden. Ihr könnt auch unsere Berufeportaits zu beiden Berufen lesen, unsere Berufefilme zu beiden Berufen ansehen und unsere Tests „Passt dieser Beruf zu mir?“ machen. Michael empfiehlt, vorher auf jeden Fall Praktika in beiden Bereichen zu machen. „Für meinen Beruf muss man vielleicht ein bisschen idealistischer sein als für den Erzieherberuf“, meint Michael, „Als Erzieher sieht man die Lerner­folge bei den Kindern sehr schnell. Als Heilerziehungspfleger arbeite ich mit Menschen mit Handicap manchmal auf ein Ziel hin, das nie erreicht wird – zum Beispiel dass ein Mensch mit Handicap alleine essen kann. Trotzdem muss ich es versuchen.“

Was ist aus ihnen geworden – Teil 3: Diätassistentin Svenja studiert jetzt Ökotrophologie (6.1.14)

Svenja (heute 22), die auf soziale-berufe.com ihre Ausbildung zur Diätassistentin vorstellt, hat ihre Ausbildung inzwischen abgeschlossen. Im fünften Semester studiert sie jetzt an der Justus Liebig Universität Gießen Ökotrophologie. Das Bachelor-Studium ist eine Mischung aus Ernährungs- und Haushaltswissenschaft.

Hier die anderen Teile unserer Serie: Was ist aus ihnen geworden?

Diaet_Svenja_240x150Svenja, warum hast du dich entschieden, nach deiner Ausbildung noch Ökotrophologie zu studieren?

In der Ausbildung ist mir aufgefallen, dass man mehr mit Menschen arbeitet, die schon krank sind. Ich persönlich möchte lieber präventiv mit Menschen arbeiten. Mir gefällt es besser, vorzusorgen, als später zu behandeln. Deswegen habe ich mich für das Studium entschieden, das mehr in die Präventionsrichtung geht. Ich habe daher parallel zur Ausbildung das Fachabitur nachgemacht.

Was hast du im Studium bisher gelernt?

Im ersten Semester lernt man Grundlagen in Biologie, Chemie, VWL und BWL, Mathematik und Statistik. Dazu kommen im zweiten und dritten Semester noch weitere Wirtschaftsfächer, Biochemie, Anatomie und Physiologie.

Profitierst du von dem, was du in der Ausbildung gelernt hast?

In den ersten Semestern konnte ich nicht wirklich auf Grundlagen aus der Ausbildung zurückgreifen. Denn im Studium wird vieles sehr viel genauer besprochen. Die Ernährungsabläufe und Prozesse im Körper beispielsweise werden bis ins kleinste Detail behandelt. Jetzt aber habe ich Fächer wie Diätetik, Ernährungsberatung und Prävention. Da kann ich einiges aus der Ausbildung verwenden, vieles ist für mich Wiederholung.

Wo kannst du nach dem Studium arbeiten?

Ich kann beispielsweise beraten, bei Verbraucherzentralen, in verschiedenen Instituten und Ämtern. Außerhalb der Beratung kann ich in verschiedenen Laboren arbeiten oder in der Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle von Lebensmitteln. Je nachdem, wie man das Studium legt, kann man auch ins Marketing oder Management von größeren Lebensmittelfirmen gehen. Um in einer Führungsposition zu arbeiten, sollte man allerdings den Master machen und zusätzlich noch promovieren.

Weißt du schon, in welchem Bereich du gerne arbeiten möchtest?

Meinen Schwerpunkt habe ich im Studium auf Beratung und Biochemie gelegt. So kann ich entweder in die Beratung gehen oder in einem Labor arbeiten. Denn ich habe festgestellt, dass mir der wirtschaftliche Stoff nicht liegt. Am meisten Spaß macht mir die Beratung von Kindern und Jugendlichen. Ich finde, das hat Zukunft.  In Deutschland sind viele Kinder übergewichtig, da liegen wir im europäischen Vergleich sehr weit vorne. Wenn man früh die Ernährung dieser Kinder umstellt, haben nicht nur sie, sondern auch die nächste Generation etwas davon. Und viele Krankheiten würden erst gar nicht entstehen. Übergewicht ist Auslöser für beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfälle.  Da kann man früh vorbeugen, durch gesunde Ernährung und Vermeidung von Übergewicht.

Was macht denn im Studium nicht so viel Spaß?

Man muss sehr viel auswendig lernen. Das macht mir nicht so viel Spaß. Aber es muss halt sein. Ökotrophologie ist auf jeden Fall ein Fleißstudium. Ungefähr die gleiche Zeit, die man an der Uni verbringt, muss man noch einmal zuhause fürs Nacharbeiten und Lernen investieren.

War es eine große Umstellung für dich, von der praxisbezogenen Ausbildung zum theoretischen Studium?

Ja, das war eine große Umstellung. Ich habe etwa 2,5 Semester gebraucht um den richtigen Lernstil für die Klausuren zu finden. Während der Ausbildung hat man etwas in der Schule zusammen durchgearbeitet und wusste danach schon sehr viel. Im Studium sind wir oft 400 Studierende in einem Modul, vor allem zu Beginn des Studiums. Da kann man nicht einfach eine Frage stellen und bekommt etwas noch einmal erklärt. Man muss sehr viel selbstständig nacharbeiten. Ich würde das Studium aber auf jeden Fall weiterempfehlen. Es macht viel Spaß. Was man lernt, ist sehr vielseitig. Es muss einem nur klar sein, dass man viel selbstständig arbeiten und fleißig sein muss.

Du hattest Pläne, einmal eine Zeit lang in Neuseeland zu arbeiten. Stehen die noch?

Ja. Ich mache die Bachelorarbeit nicht während des 6. Semesters, weil das einfach zu stressig ist. Ich schreibe sie dann im 7. Semester. Das machen die meisten so. Danach müsste ich ein halbes Jahr überbrücken, falls ich direkt einen Master anschließe. In dieser Zeit würde ich gerne nach Neuseeland gehen. Es wäre schön, wenn ich dort fachspezifisch arbeiten könnte. Es ist allerdings nicht ganz einfach, von Deutschland aus etwas zu finden. Deswegen kann es auch sein, dass ich nochmal umschwenke und zum Beispiel als Au-pair arbeite. Da kann ich mit Kindern arbeiten und in die Familie, in der ich lebe, gesunde Ernährung hineinbringen.

Vielen Dank für das Gespräch, Svenja! Und viel Erfolg für dein Studium und deine Neuseeland-Pläne!

 

Was ist aus ihnen geworden – Teil 2: Ergotherapeutin Lisa lernt jetzt Integrationstherapie (6.1.14)

Lisa (heute 25), die euch auf soziale-berufe.com die Ergotherapie-Ausbildung vorstellt, hat ihre Ausbildung erfolgreich beendet. Seit 1,5 Jahren arbeitet sie in einer Therapiepraxis in Aachen. Nebenher macht sie eine Weiterbildung in sensorischer Integrationstherapie. Diese Therapieform soll das Zusammenspiel der Sinne, wie Riechen, Hören und Schmecken, vor allem bei Kindern verbessern. Wie sie das alles unter einen Hut bekommt, was sie nach ihrer Ausbildung alles noch lernen muss und wie ihr Arbeitsalltag aussieht, erzählt Lisa im Interview.

Hier die anderen Teile unserer Serie: Was ist aus ihnen geworden?

Ergotherapeutin_Lisa_240x15Lisa, du arbeitest mittlerweile 1,5 Jahre in der Therapiepraxis. Bist du schon richtig im Arbeitsleben angekommen?

Ich muss sagen, ich lerne jeden Tag mehr und komme immer weiter in die Arbeit rein. Es macht auf jeden Fall viel Spaß. Aber ich habe gemerkt, dass man nach der Ausbildung noch viel Zeit braucht. Man hat eine Grundausbildung, das heißt man weiß von allem etwas. Aber wenn es dann um spezielle Dinge geht, wird es schwierig. In einer Praxis muss man viele verschiedene Bereiche abdecken: Man hat zum Beispiel mit Schlaganfall- und Demenzpatienten zu tun, mit Kindern und Gruppen. Da muss man sich nach der Ausbildung noch sehr einarbeiten. Es kommt immer wieder etwas Neues und man lernt immer mehr.

Wird man als Neuling denn noch speziell begleitet oder angeleitet?

Das ist je nach Praxis unterschiedlich. Ich habe zuerst in einer anderen Praxis angefangen, da wurde ich mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen. Ich habe ein paar Wochen lang eine andere Therapeutin begleitet, dann habe ich selber Patienten übernommen. Ich bekam zwar noch etwas mehr Zeit, um mich einzuarbeiten, und musste noch nicht so viele Therapien selber machen. Mir fehlten dort aber vor allem der Austausch mit den Kollegen. In meiner jetzigen Praxis ist das anders. Wir haben wöchentlich eine Teamsitzung mit allen Kolleginnen. Bei Fragen oder wenn man mit Patienten nicht weiterkommt, hat man dort immer die Möglichkeit, Rücksprache zu halten. Wir tauschen uns auch zwischen den Therapien viel untereinander aus. Unsere Chefin sehr engagiert und nimmt sich immer Zeit für ein Gespräch, wenn es ein Problem gibt. Das hilft sehr und ist auch nötig.

Wie sieht dein Arbeitsalltag in der Praxis aus?

Man hat zwischen 7 und 10 Patienten am Tag, meist alle direkt hintereinander . Der eine kommt beispielsweise um viertel nach zehn und bleibt bis elf, der nächste kommt um elf. Man kommt also raus aus der Therapie, dann ist der nächste schon da und es geht weiter. Die Pausen dazwischen regelt jede Praxis anders. Wir haben eine Mittagspause und nachmittags eine Viertelstunde Pause. Die geht aber oft unter, weil man die Therapien auch mal länger macht. Und zwischendurch, wenn zum Beispiel ein Patient absagt, machen wir Bürokram: Berichte schreiben, telefonieren, Termine koordinieren, uns um Rezepte kümmern. Häufig werden Rezepte zum Beispiel von den Ärzten falsch ausgefüllt. Dann müssen wir das ändern lassen. Wir müssen auch Akten führen und dokumentieren. Das erledigen wir aber, soweit möglich, während der Therapiesitzung.

Hast du erwartet, dass so viel Papierkram auf dich zukommt?

Doch, davon bekommt man in der Ausbildung schon einen ganz guten Eindruck. Mir macht es auch Spaß, denn es ist ein ganz guter Ausgleich, einfach vor dem PC zu sitzen und irgendetwas einzutippen. Das ist manchmal auch ganz entspannend.

Was macht dir denn weniger Spaß?

Was mir manchmal zu schaffen macht, ist der Zeitdruck. Es ist schwierig, so viele Therapien und dazu noch alle organisatorischen Sachen zeitlich zu schaffen, ohne Überstunden zu machen. Und man muss sehr flexibel sein, was die Arbeitszeiten angeht. Denn die richten sich danach, wie die Patienten Zeit haben. Die Arbeit geht daher auch mal recht spät in den Abend hinein. Das ist dann schon anstrengend.

Wem würdest du eine Ergotherapie-Ausbildung empfehlen?

Man braucht auf jeden Fall Geduld und Belastungsfähigkeit. Es ist aber schwierig, das so allgemein zu sagen, da die Arbeitsplätze so unterschiedlich sind. In einer Praxis zu arbeiten ist etwas ganz anderes als zum Beispiel in der Psychiatrie, in der Klinik oder in einem Kindergarten.

In einer Praxis ist die enge Taktung der Therapien sehr anstrengend – man muss viele  Therapien hintereinander machen. Und man muss auch darum herum viele verschiedene Sachen leisten: mit Ärzten, Kindergärten oder Schulen sprechen, sich um Rezepte kümmern. Da muss man schon belastungsfähig sein. Man muss sich gut auf die verschiedene Menschen einstellen können, die man behandelt. Und man sollte ein gewisses Selbstbewusstsein haben. Denn wenn man als Therapeut sehr unsicher ist und sich nichts zutraut, wirkt sich das auch auf den Patienten negativ aus.

Warum hast du dich entschieden, neben dem Job noch eine Weiterbildung in sensorischer Integrationstherapie zu machen? Und wie bekommst du beides unter einen Hut?

Die Fortbildung in sensorischer Integrationstherapie ist eine der großen und wichtigen Weiterbildungen, wenn man mit Kindern arbeiten möchte. Sie dauert ein Jahr. Wir haben vier Seminare über jeweils ein Wochenende inklusive Montag. Dazwischen bekommt man Hausaufgaben. Derzeit muss ich zum Beispiel bei einem Kind einen umfangreichen Befund erstellen und das in einem Film dokumentieren. Am Ende gibt es eine Abschlussprüfung. Nächstes Jahr im Sommer bin ich fertig. Die Weiterbildung ist mit meiner Chefin abgesprochen und wird auch finanziell gefördert. Wir Therapeutinnen bekommen Fortbildungstage, also muss ich für die Seminartage an den Montagen keinen Urlaub nehmen. Lernen und die Hausaufgaben, das muss ich natürlich nebenher machen, nach der Arbeit zuhause.

Du hattest auch mal die Idee, später in der tiergestützen Therapie zu arbeiten. Verfolgst du das noch?

Die Idee schwirrt noch in meinem Kopf herum. Aber die Fortbildungen sind leider sehr teuer, das kann ich gerade nicht finanzieren. Daher ist das jetzt erst einmal hintangestellt. Aber es ist noch in meinem Kopf, mal schauen.

Vielen Dank für das Gespräch, Lisa! Und viel Erfolg für deine Weiterbildung!