Der Patient ist bewaffnet! Neue Stories aus der Notaufnahme (7.7.13)

Svenja3Hallo liebe Community, in der Notaufnahme des Bethesda Krankenhauses Bergedorf wird es wirklich niemals langweilig! Im letzten Blogeintrag habe ich euch ja bereits einige heiße Storys mitgeteilt und hier kommt nun Teil 2:

„Svenja kannst du mal den nächsten Patienten aus dem Wartezimmer reinholen. Aber pass auf, er ist bewaffnet“. Wie soll man auf diese Aussage eines Kollegen reagieren? Da ich bereits in meiner dritten Woche in der zentralen Notaufnahme war nahm ich lächelnd das Klemmbrett mit den Patientendaten entgegen und begab mich entspannt Richtung Wartebereich. Ein kurzer Blick auf das Geburtsdatum dieses „hochgefährlichen Patienten“ erklärte dann alles: es handelte sich um einen 7-jährigen Jungen mit einer Zecke. Und tatsächlich: er war bewaffnet. Todesmutig erhob er sein Plastik-Schwert, als ich auf ihn und seine Eltern zutrat. Doch auch auf solche „schweren Fälle“ sind wir bestens vorbereitet, denn auch ich war „bewaffnet“. Mit einem Lolli. „Wenn du dein Schwert jetzt einpackst und ganz lieb den Doktor deine Zecke rausziehen lässt, dann bekommst du eine Überraschung von mir“, bestach ich den Kleinen, dessen Augen zu leuchten anfingen, als ich gegen meine Kitteltasche fasste und damit das vielversprechende Rascheln auslöste. Der Plan fruchtete.

Ein im wahrsten Sinne des Wortes: schwerer Fall ereignete sich nur wenige Tage darauf: eine 120kg schwere Frau, die seit Tagen verwahrlost in ihrer Wohnung herumlag. Der beste Beweis dafür welch tiefe Abgründe der menschliche Körper doch aufzeigen kann. In diesem Fall musste ich mich „bewaffnen“: mit Mundschutz und Kittel, denn diese Patientin hatte zunächst eine gründliche Köperwäsche nötig. Doch selbst dieser Schutz konnte mich nicht davor bewahren regelmäßig das Behandlungszimmer zu verlassen, um Sauerstoff zu tanken. Der Geruch war schier unerträglich. Und ich bin nach 3 Jahren Krankenpflegeausbildung nun wirklich abgehärtet.

Zum Abschluss noch ein Erlebnis, das ich so schnell sicher nicht vergessen werde. Zunächst betreute ich eine junge Patientin, die über starke Übelkeit, Appetitlosigkeit und Geruchsempfindlichkeit klagte. „Ich musste mich heute Mittag allein beim Geruch unseres Mittagessens fast übergeben“, berichtete sie mir, während ihr Mann besorgt ihre Hand hielt. Eine Blutanalyse später waren wir schlauer: die Frau war schwanger. Ich begleitete daraufhin das voller Freude strahlende Pärchen auf unsere gynäkologische Station, wo der erste Ultraschall der Gebärmutter erfolgen sollte. Selten kommt es vor, dass sich Patienten nach der Diagnosestellung dermaßen freuen, weshalb dies ein selten schöner Moment war.  Ein Schock für unser Team ereignete sich jedoch direkt in der folgenden Stunde: ein Patient, der fast gleichzeitig in die Notaufnahme kam wie die junge Frau, erhielt eine schreckliche Nachricht: Lungenkrebs im Endstadium. „Einer der kommt, für einen der geht“? Manchmal weiß man wirklich nicht, welch höhere Mächte im Spiel des Lebens mitmischen. Grüße von Svenja

FSJ vorbei? Nix da, Michelle verlängert! (5.7.13)

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.“ (Forrest Gump) Früher oder später haben wir alle eine gewisse Vorstellung, einen gewissen Plan von unserem Leben. Davon wie es verlaufen soll, welche Ziele wir uns setzen, was wir brauchen und worauf wir verzichten können.  Doch dieser Weg kann nie ganz genau so wie er gedacht ist auch umgesetzt und gelebt werden. Es geschehen immer wieder unvorhersehbare Dinge, spontane Gelegenheiten die uns neue, andere Chancen bieten, oder uns  Steine in den Weg legen. Manche Menschen glauben, dass Gott unseren Lebensweg vorher bestimmt, andere an das Schicksal und manche auch an nichts von all dem. Letztlich ist das auch nicht wichtig, das Einzige was zählt ist dass man es schafft spontan auf neue Lebensperspektiven reagieren zu können  und gegebenenfalls auch mal von seinem Plan abzuweichen.

Michelle mit LockenHallo ihr Lieben, jeder kennt das. Der Lauf des Lebens ist nicht linear. Man lernt Neues, entwickelt andere Perspektiven und schlägt hin und wieder eine andere Richtung ein. Ich hätte bei Beginn meines Freiwilligen Sozialen Jahres zum Beispiel nicht damit gerechnet, dass ich mich so weiter entwickeln werde, soviel dazu lerne, meinen Studiengang wechsele, viele weitere Fähigkeiten von mir entdecke und ausbaue und dass dieses Jahr zu einem der schönsten und lehrreichesten wird.

Ich wollte Lehrerin werden und mich im FSJ etwas ausprobieren, den Arbeitsalltag kennenlernen und zur Abwechslung mal nicht mehr so viel büffeln müssen. Schon bei der Bewerbungsrunde in der Diakonie Hannover änderte sich mein Weg ein wenig. Arbeit mit eingeschränkten Menschen konnte ich mir eigentlich gar nicht vorstellen und siehe da – ich machte einen Hospitationstermin in der integrativen Kindertagesstätte „Elfriede Westphal“. Durch diese kleine Wendung  haben sich mir so viele neue Chancen geboten, mit denen ich vorher nicht gerechnet hätte.

Auf meinem „Plan“ stand nicht, wöchentlich zu bloggen und somit mich und meine Erfahrungen bestmöglich zu reflektieren.

Auf meinem „Plan“ stand nicht, dass so viele Leser an meinen Erlebnissen, Höhen und Tiefen teilhaben werden.

Auf meinem „Plan“ stand nicht, jede Woche ein Frühstück für etwa 35 Leute zusammenstellen, dabei abwechslungsreich, gesund und in der richtigen Menge einzukaufen.

Auf meinem „Plan“ stand nicht, meine kreative Ader so auszuleben zu können, sogar mit den Kindern gemeinsam.

Auf meinem „Plan“ stand nicht, für die GiB Zeitung einen Artikel zu schreiben und auf der Rückseite abgebildet zu sein.

Auf meinem „Plan“ stand nicht, so viele eigene Projekte zu gestalten, die dem Kindergarten auch nach meiner Zeit noch lange bleiben.

Auf meinem „Plan“ stand nicht, nach Hamburg zum Kirchentag zu fahren und dort interviewt zu werden.

Auf meinem „Plan“ stand auch nicht, länger als geplant mein FSJ zu machen.

Doch nun ist es so gekommen und ich bin überglücklich. Bisher haben wir erst einen neuen FSJler für das kommende Kindergartenjahr, sodass ich, anstatt irgendwo zu jobben, vor dem Studium noch einen Monat länger in meiner KiTa verbringen kann.

Es wird nochmal eine völlig neue Erfahrung:

Neue Gruppe, denn meine Igelgruppe hat schon eine Nachfolgerin für mich gefunden.

Neue Kollegin, die aus der Elternzeit wiederkommt.

Neue FSJlerin, in meiner ehemaligen Gruppe, mit der ich zusammen arbeiten werde.

Neue Kinder, da unsere 13 Vorschulkinder dann weg sind.

Ich bin aufgeregt und freue mich total über diese neue Gegebenheit.

Außerdem bin ich wirklich gespannt, was die nächste Praline in meinem Leben für eine Füllung hat! 🙂

Liebste Grüße, Michelle! 🙂

Voting gewinnen – kann nicht jeder! Jetzt mit abstimmen! (4.7.13)

Wir starten wieder ein „kann nicht jeder“-Voting! Zum sechsten Mal heißt es: Welches Street Art Plakat gefällt euch am besten? Wer hat das coolste Foto und den einfallsreichsten sozialen Spruch? Stimmt jetzt unten mit ab! Der Gewinner bekommt sein Street Art Bild auf ein T-Shirt gedruckt. Wenn ihr auch ein schickes “SOZIALE BERUFE kann nicht jeder”-Shirt haben wollt, habt ihr zwei Möglichkeiten: Entweder ihr schaut mal in unserem T-Shirt-Shop vorbei oder ihr gestaltet selber ein Street Art Bild mit unserem “kann nicht jeder”-Tool oder unserer „kann nicht jeder“-App und sendet es per Mail an sozialeberufe[at]diakonie.de. Dann nehmt ihr am nächsten Voting teil, sobald wir wieder genügend Einsendungen haben. Ein “SOZIALE BERUFE kann nicht jeder”-Silikonarmband bekommt ihr als Teilnehmer auf jeden Fall! Übrigens: Mit unserer „kann nicht jeder“-App könnt ihr eure Kreativität am besten austoben!

Alisha klein Christine klein Kathleen klein Katja klein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer ist für dich der Sieger?

  • Sozial dabei, weil es lebendig hält (34%, 12 Stimmen)
  • FÜREINANDER MITEINANDER (29%, 10 Stimmen)
  • Was ich bin: Kinderkrankenschwester (23%, 8 Stimmen)
  • Wir suchen genau dich, denn es kann nicht jeder (14%, 5 Stimmen)

Abgegebene Stimmen: 35

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Wir geben den Menschen das Gefühl zu leben, wie sie es verdient haben – DENA rappt über die Altenpflege (2.7.13)

Vor vier Jahren fing alles mit einem Keyboard und ein paar Ideen im Kopf an. Seither schreibt und produziert Dustin (22) Rap-Songs über die Altenpflege – an seinem heimischen PC. Er arbeitet selbst als Altenpfleger in der Curanum Seniorenresidenz im bayerischen Rödental. Seine Songs handeln von Themen und Problemen, die ihm in seinem Arbeitsalltag auffallen. Bei Youtube und Facebook hat „DenaBeatz“, so der Künstlername, eine wachsende Zahl an Fans.  

Hier geht’s zu einem Film des Bayerischen Fernsehens über Dustin alias Dena.

Dena 1 kleinDustin, du arbeitest als Altenpfleger. Warum hast du dich für diesen Beruf entschieden?

Das ist eigentlich eine ganz lustige Story. Ich war vierzehn Jahre alt, als mein Opa ins Altenheim kam. Irgendwann bin ich mitgefahren, um ihn zu besuchen. Da kam mir ein Bewohner entgegen, der im Rollstuhl saß. Den Mann hatte ich noch nie gesehen, ich kenne ihn bis heute nicht. Er hat die Hand ausgestreckt und gesagt „Schön, dass du da bist!“. Das war ein entscheidender Punkt für mich, da hat sich bei mir im Kopf irgendwas gedreht. In der achten Klasse habe ich ein Praktikum gemacht über zwei Wochen und praktisch in die Altenpflege hinein geschnuppert. Danach war für mich klar, dass ich das unbedingt mal machen möchte. 2009 habe ich eine Ausbildung zum Altenpfleger begonnen. Letztes Jahr habe ich die Ausbildung abgeschlossen und wurde von meinem Arbeitgeber übernommen.

Es gibt ja einige Vorurteile gegenüber der Arbeit in der Altenpflege. Zum Beispiel: Altenpflege ist altmodisch, man ist doch nur eine Hilfskraft, das kann ja jeder. Was würdest du Menschen sagen, die deiner Arbeit mit diesen Vorurteilen begegnen?

Sie sollen es erst einmal selber machen. Meine Meinung ist: Ich kann über keinen Beruf reden, wenn ich ihn noch nie selbst probiert habe. In der Altenpflege arbeitet man mit Menschen, das ist etwas ganz anderes als bei vielen anderen Berufen. Wenn mir irgendetwas im Umgang mit einem Menschen passiert, dann steh ich da und habe ein Problem. Altenpflege bedeutet nicht, einfach älteren Menschen den Hintern abzuwischen.

In deiner Freizeit schreibst und produzierst du Rap-Songs über die Altenpflege. Wie kam es dazu?

Als ich begonnen habe, Musik zu machen, vor etwa vier Jahren, da war es einfach ein Hobby. Ich habe angefangen, Melodien zu machen. Dann kam ich auf die Idee, Probleme, die es in der Altenpflege gibt, aufzuschreiben. Während des Schreibens habe ich  im Hintergrund eine Melodie laufen lassen. Und irgendwann habe ich mir gedacht, da gibt es vielleicht eine Verbindung. Dann habe ich den Text  umgeschrieben, so dass zum Beispiel ein paar Reimstrukturen drin waren, und das dann mehr oder weniger aus Spaß an der Freude aufgenommen. Dass meine Songs dann so einschlagen würden, damit habe ich nicht gerechnet.

Dena 2Dein erster Song „Letzte Tür“ beschreibt wie es ist, dement zu sein. In deinem zweiten Song „Vergessenheit und Qual“ geht es allgemein um die Arbeit in der Altenpflege. Du beschreibst darin, was ihr täglich macht:  Ihr gebt den Menschen das Gefühl, zu leben, wie sie es verdient haben. Der Song enthält aber auch einen Appell. Du singst, „es gibt zu wenige von uns“ und sprichst die Hörer auch mehrfach direkt an „Hört ihr, was ich sage?!“. Was bezweckst du damit?

Es ist ein Versuch, Menschen auf die Altenpflege aufmerksam zu machen. Ich denke, vielleicht kann man mit Musik nochmal mehr Leute für den Beruf ansprechen. Ob das dann wirklich klappt, wird man sehen. Aber wer hört keine Musik heutzutage? Und wenn dann die Richtigen diese Musik hören, vielleicht fühlen sie sich dann bereit dazu doch mal in den Beruf hinein zu schnuppern.

Wie sind denn die Reaktionen auf deine Songs?

Über das Internet erreiche ich natürlich viele Menschen. Die Abonnenten-Zahlen bei You-Tube sind sehr gut gestiegen. Die Kommentare unter den Videos sind teilweise sehr ehrlich und sehr traurig. Über Facebook kommen auch viele Nachrichten und Fragen, wieso ich das mache, wie ich darauf komme. Die Reaktionen sind schon überwältigend.

In deinem aktuellen Song  „Gegen die Zeit“, geht es um den Wettlauf mit der Zeit. Wie gehst du denn damit um? Wie schaffst du es, trotz allem Stress noch Zeit für die Bewohner zu haben?

Ich nehme mir die Zeit. Ich glaube, es ist mittlerweile drei Jahre her, dass ich mal wirklich pünktlich nach Hause gegangen bin. Lieber setze ich mich zehn Minuten hin und erzähle einfach mit den Menschen, mit denen ich erzählen möchte. Ich gehe zufrieden nach Hause, wenn jeder Bewohner wegen mir einmal gelacht hat. Das ist für mich der Sinn der Sache.

Welche Themen gibt es noch, die du gerne ansprechen würdest?

Das nächste Thema, das in meinem Kopf rumschwirrt, ist die zeitraubende Pflege-Dokumentation. Ich muss permanent viel Zeit investieren, um meine Dokus fertig zu kriegen, und habe dann weniger oder gar keine Zeit mehr für den Menschen. Ein anderes Thema wäre der Umgang der Kollegen untereinander. Denn ich bin der Meinung, man ist eigentlich so etwas wie eine große Familie, die sich gemeinsam um die älteren Menschen kümmert. Und trotzdem gibt es Kollegen,  die sich nicht leiden können, oder die irgendwie Stress machen, obwohl gar keiner da ist. Das sind die zwei Themen, die ich jetzt schon im Kopf habe.

Hast du schon einen neuen Song in Arbeit?

Ich wollte abwarten, wie der aktuelle Song ankommt. Aber die bisherige Resonanz hat mich eigentlich schon bestätigt: Ende des Jahres oder Anfang des nächsten Jahres möchte ich eine kleine EP, also eine erweiterte Single-CD, rausbringen, mit den drei bisherigen Songs und noch ein paar weiteren. Ich habe schon mit sämtlichen Arbeitskollegen gesprochen, die auch nebenbei Musik machen. Die möchte ich alle zusammentrommeln und gemeinsam mit ihnen die EP aufnehmen. Die Songs werden wir wahrscheinlich wieder ins Netz stellen und die EP in sämtlichen Heimen bei mir im Umkreis Bayern oder auch bundesweit verteilen. Dann gucken wir, wie die Resonanz ist.

Vielen Dank für das Gespräch, Dustin, und weiterhin viel Erfolg mit deiner Musik!

Hier die Songs von DenaBeatz bei Youtube:

Hier der Link zur Facebook-Seite von DenaBeatz!

Text: Diakonie/Sarah Schneider

Mit dem Zeugnis in der Hand: Candy denkt an zwei Jahre SozAssi-Ausbildung zurück (1.7.13)

„Eigentlich wusste ich schon immer, dass ich mal mit Menschen zusammen arbeiten möchte, und das nicht einfach oberflächlich, halbfreundlich, muss-orientiert – sondern aus voller Seele, mit ganzem Herzen! Es gibt so viele Menschen, die Hilfe brauchen, auch WIR, deswegen möchte ich diejenige sein, die ihnen genau diese gibt. Ein Kinderlachen, ein Danke, eine Geste, ein Blick, das wonnige Gefühl nach einer guten Tat bewegt uns, einen sozialen Beruf zu wählen, auch wenn nicht immer alles toll und rosarot ist – wie man so schön sagt. Dessen sollte man sich bewusst sein.“

Candy Zeugnisbild

Nach zwei Jahren endlich in den Händen, das Abschlusszeugnis. Nun darf ich mich staatlich geprüfte Sozialassistentin nennen.

Mit diesen Gedanken und Beweggründen begann ich am 15. August.2011 die Ausbildung zur Sozialassistentin im Evangelischen Johannesstift Berlin-Spandau. Mein primäres Ziel war es, nach den zwei Jahren in die Erzieherausbildung zu kommen, und bestenfalls auch im Stift bleiben zu können, denn ehrlich gesagt war ich damals irgendwie sehr verwirrt, was die Zugangsvoraussetzungen für den Erzieher waren. So hielt ich die „Sozialen Fachschulen“ am geeignetsten, denn da wusste ich, ich muss einen guten Abschluss schaffen um die besten Chancen für die dortige Aufnahme zu haben.

Dass sich alles noch so ändern würde und ich sogar meinen Wunsch Erzieherin zu werden fast aufgab, hätte ich zu der Zeit nicht geahnt. Generell hatte ich kaum Vorstellungen, was mich in den zwei Jahren Ausbildung erwartet. Da ich noch ein frischer Berliner war, hoffte ich natürlich auf eine gute Klasse, um eventuell Freundschaften zu schließen, aber auch mein Ziel mit Freude und Spaß erreichen zu können und nicht zu denken „ääh, jetzt musst du da wieder hin -.-“, und ich hatte täglich einen weiten Weg zu beschreiten.

Klassenbild Soz4

Das Zeugnisabschlussfoto der SozA4

Nun ja, das Verhältnis zur Klasse war, sagen wir – durchwachsen. Es gab wirklich anstrengende Phasen, aber ab und zu spürte man eine übereinstimmende Sympathie und Zusammenhalt. Bis aufs dritte Semester bin ich eigentlich sehr gerne zur Schule gegangen. Am Ende der zwei Jahre konnte ich sogar zwei gute Freundinnen dazu gewinnen.

Die Ausbildung selber zog sich eher wie ein Kaugummi. Viele Themen überschnitten sich in einigen Lernfeldern, so dass wir einiges oft doppelt und dreifach durchkauten. Es gab auch Lerninhalte, die  so was von selbsterklärend waren, dass so manche Unterrichtsstunden verschwendet wurden. Gerade die etwas „stärkeren“ SchülerInnen saßen oft da und langweilten sich. Wo ich wirklich was gelernt habe, ist im Lernfeld 2 „Pflege“.  Von Pflege hatte ich zuvor nur wenig Ahnung, denn was hatte ich schon damit zu tun. Hier und da las man sich natürlich ein wenig Wissen an, aber eben nur oberflächlich. Unsere Pflegedozentin war immer sehr bemüht, uns ihr Wissen so gut und so praxisorientiert wie möglich zu übermitteln. Langeweile im Lernfeld 2 gab es so gut wie nie.

Wie schon oft erwähnt war Lernfeld 1 „Pädagogik“ mein Lieblingsfach. Es gab zwar vieles, was ich schon wusste, aber ich konnte immer mitreden. Meinungen anderer brachten mich teilweise zum Umdenken, was mir zu einer neuen Sichtweise verhalf. Mit der Dozentin war ich auch in diesem Lernfeld sehr zufrieden. Sie ist stets eine freundliche Person, lacht viel und versucht sachlich zu bleiben. Manchmal war ihre Art auch anstrengend, denn einige Sachen kann man einfach nicht weglächeln. Ein Lernfeld, welches ich eher weniger mochte war „Ernährung“. Gut, wir haben gekocht und ich habe auch einiges dazu gelernt, dennoch fand ich den Unterricht häufig anstrengend. Gerade in der Küche fand ich die Benotung oft unfair. Manchmal hatte ich das Gefühl, man war sich nicht einig, was man von uns erwartete. Einmal hieß es, wir sind nur Sozialassistenten und wir sollen nicht zu viel von dieser Bezeichnung und den Möglichkeiten nach der Ausbildung erwarten, aber andersrum wurde uns einige Male einiges mehr abverlangt, z.B. bei den Praktikumsberichten.

Die Praktika habe ich sehr genossen. Vom ersten Praktikum in der Altenpflege bis zum letzten Praktikum in einer Wohneinrichtung für beeinträchtigte Kinder und Jugendliche konnte ich immer etwas dazu lernen. Der einschneidenste Punkt in den zwei Jahren war eigentlich das zweite Praktikum. Das habe ich nämlich in einer Schule für schwerstmehrfach behinderte Kinder absolviert. Ich hatte super viel Respekt vor diesem Bereich und bin mehr als nur über meinen Schatten gesprungen, ich bin regelrecht aufgeblüht, und das obwohl ich zuvor Zweifel hatte, den richtigen Bereich für die bevorstehenden acht Wochen gewählt zu haben. Ich muss dazu sagen, dass ich in dieser Zeit auch ein super Team hatte, das mich toll unterstützt und mir alle Berührungsängste genommen hat. Vielen Dank nochmal dafür: Ihr seid der Wahnsinn. 😉

Die Prüfungen kamen schneller als gedacht. Einmal um die eigene Achse gedreht und schwupps waren die zwei Jahre vorbei. Um die Prüfungen wurde ein regelrechter Hype gemacht. Was kommt ran, ist es schwer, wie lange haben wir Zeit – und was ist, wenn wir durchfallen? Ich habe mich nur minder davon anstecken lassen, natürlich hatte ich im Hinterkopf „aah, du musst lernen“ und für Pädagogik habe ich auch wirklich geackert: Um dann am Prüfungstag festzustellen, dass genau das andere Thema ran kommt, aber eigentlich bin ich ziemlich entspannt in die Prüfungen gegangen.  Geschadet hat es nicht, denn ich habe sie alle mit tollen Noten bestanden. Nun konnte sogar die langersehnte Eins im Fach Deutsch auf meinem Zeugnis glänzen. 😀 Generell bin ich mit meinem Zeugnis sehr zufrieden – bis auf Englisch und Sport. Zu Sport muss man aber auch nicht viel sagen, wenn man in zwei Jahren Ausbildung drei verschiedene Dozenten bekommt. In Englisch hat mir das Sprechen ein wenig das Genick gebrochen. Dennoch hat es meinem Abschluss nicht wirklich geschadet und ich konnte mich sogar noch einmal verbessern und verließ die Schule mit einem Durchschnitt von 1,8. Leider hat nicht jeder von uns die Ausbildung bestanden, was ich persönlich sehr schade finde,  es war verschwendete Zeit und verschwendetes Geld bei fast 63€ im Monat über zwei Jahre, denn allzu schwer war sie nicht. Selbst, wenn man kein Ass in der Schule ist. Dennoch musste man sich hier und da auch mal zu Hause hinsetzen und lernen.

Nun stecke ich mitten in den Sommerferien, gönne mir Erholung und tanke Kraft. Die brauche ich nämlich auch, wenn es am 05. August.2013 mit der Erzieherausbildung spezialisiert auf „Hilfen zur Erziehung“ an dem Jane-Addams- Oberstufenzentrum II in Friedrichshain, losgeht. Leider konnte ich dem Johannesstift nicht treu bleiben, obwohl sie mich gern als Schülerin genommen hätten, aber einen fast zweistündigen Fahrweg wollte ich nicht mehr auf mich nehmen. Schade! Denn trotz allem war ich gerne Schülerin an den Sozialen Fachschulen des Evangelischen Johannesstifts Berlin-Spandau.

Liebe Community, ich hoffe sehr, dass ich euch stets informative und interessante Beiträge widmen konnte und mein Ziel der Informationsweitergabe zu der Sozialassistentenausbildung erreicht wurde. Feedbacks sind immer willkommen. Eventuell werdet ihr sogar zukünftig wieder von mir lesen! Bis dahin, alles Gute, und liebe Grüße,  Candy – ehemalige Schülerin der SozA-4