Mehr als ein Freiwilligendienst: Das FSJ 4 CARE

Viele junge Leute kommen über einen Freiwilligendienst zu den sozialen Berufen. Darum denken sich immer mehr Anbieter des Freiwilligen Sozialen Jahrs was aus, um diesen Dienst noch interessanter für euch zu machen. Wir haben schon über das FSJplus berichtet, in dem man neben dem Freiwilligendienst den Hauptschulabschluss macht. Jetzt gibt es ganz neu das FSJ 4 CARE der Diakonie Hamburg: Freiwilligendienst plus erste berufliche Qualifikation. Projektleiterin Johanna Engelbrecht erklärt es genauer:

Engelbrecht_FSJ4CARE_HaefeleWas ist das Besondere am FSJ 4 CARE?
Das FSJ4 Care ist grundsätzlich ein ganz normales Freiwilliges Soziales Jahr. Es dauert 12 Monate und beinhaltet 25 Seminartage. Aber im FSJ 4 CARE kann man gleichzeitig  eine erste Qualifizierung erwerben: das Zertifikat zur Betreuungskraft. Alles Wissenswerte dazu lernen die Teilnehmer während einem Teil der Seminartage. Themen sind z.B. Umgang mit Demenz, Kommunikation, Erste Hilfe, Musik- und Kunsttherapie, Tod und Sterben, Begleitung im Alltag und Kooperation mit Angehörigen.

Was macht eine Betreuungskraft?
Wichtig zu wissen ist, dass der Hauptschwerpunkt im FSJ 4 CARE wirklich die Betreuung der älteren Menschen ist, also nicht die Pflege . Als Betreuungskraft zu arbeiten bedeutet, mit den älteren Menschen Zeit zu verbringen. Zum Beispiel, indem man zusammen kocht, spazieren geht, ihnen vorliest, Gedächtnistraining macht. Besonders spannend ist auch die Biographie-Arbeit, bei der man z.B. gemeinsam Fotos anschaut und mit den Menschen über ihr Leben spricht.

Warum sollte ich mich für das FSJ 4 CARE entscheiden?
 Das FSJ 4 CARE ist eine super Möglichkeit, seine Zeit sinnvoll zu nutzen, sich auszuprobieren und seinen Berufswunsch zu überprüfen. Für junge Leute, die schon wissen, dass sie in die Altenhilfe gehen wollen, ist das FSJ 4 CARE sicherlich ein Pluspunkt für spätere Bewerbungen, denn es ist eine erste niedrigschwellige Qualifizierung. Auch für ein Studium z.B. im Gesundheitsmanagement kann es hilfreich sein, denn man kann schon erste Erfahrungen nachweisen. Für Leute, die bisher bei Bewerbungen noch nicht so viel Erfolg hatten, kann das FSJ ein erster Schritt in eine spätere Ausbildung sein. Von Vorteil ist außerdem, dass man hinterher als Betreuungskraft arbeiten kann. So könnte man sich im Studium oder in der Ausbildung etwas dazu verdienen.

Verdiene ich eigentlich Geld?
Wir zahlen den Teilnehmenden im FSJ 4 CARE ein angemessenes Taschengeld und zusätzlich entweder einen Zuschuss für Fahrtkosten oder Unterkunft. Das sind die gleichen Beträge wie in unseren anderen FSJ-/ BFD-Programmen. Gerne können sich Interessierte hierzu oder auch bei anderen Fragen direkt an uns wenden

Wer kann sich bewerben?
Bewerben kann sich Jeder und Jede zwischen 18 und 26. Es kommt nicht auf den Schulabschluss an. Voraussetzung ist, dass man interessiert und offen ist, und dass man Lust auf die Arbeit mit alten Menschen hat. Empfehlenswert ist, eine gute Beobachtungsgabe und Kreativität zu haben.

Wo, wie und bis wann kann ich mich bewerben?
Das FSJ 4 CARE startet am 01.August 2013, aber man kann auch noch bis 15. September einsteigen. Interessierte sollten sich deshalb am besten bis spätestens Anfang August bewerben. Das geht per Post oder online unter  www.freiwillig-diakonie-hamburg.de. Nähere Infos zu den verschiedenen Einrichtungen oder sonstige Details bekommt man auch telefonisch unter: 040 306 20 285 bzw. 040 306 20 281.

 

 

Krankenpflege-Examen: Werden wir schon irgendwie schaffen. Oder??? (17.5.13)

Svenja3Hallo liebe Community, mein Auslandspraktikum in Wien fühlt sich schon ewig weit weg an, denn mittlerweile bin ich bereits in der zweiten Woche unseres Vor-Examen-Theorie-Blockes – zurück im Bethesda Krankenhaus Bergedorf, wo ich meine Ausbildung mache. Dies wird auch die letzte Woche sein, da wir ab Freitag erneut Urlaub haben…. nun ja, es ist mehr eine arbeitsfreie Zeit, in der jeder von uns hauptsächlich lernen wird anstatt die freien Tage zu genießen. Morgen steht das sogenannte „Probe-Examen“ an. Hierbei bekommen wir eine Prüfung, die genauso aufgebaut ist wie das Examen, welche wir allerdings im Anschluss gemeinsam im Kurs besprechen und wofür wir keine Noten bekommen. Dies soll uns ein gewisses Gefühl dafür geben, wie so ein Examen aufgebaut sein kann.

Bereits die vergangenen Schultage standen alle unter dem großen Motto „Examen“. Irgendwie ist es in aller Munde, auch wenn man ständig versucht das Thema zu meiden, um sich nicht gegenseitig verrückt zu machen. Das wird wohl vor August auch nicht mehr anders werden.

Wir hatten in den vergangenen Tagen immer wieder sogenannte „Wiederholungsstunden“, in denen unsere Lehrer gewisse Themen wiederholt haben und wir noch offene Fragen klären konnten.

Bei mir persönlich ist die Lernmotivation noch ziemlich gering. Ich werde morgen testen, wie viel Wissen in den letzten drei Jahren hängen geblieben ist, ohne dass ich irgendetwas aufgefrischt habe und will dann im Urlaub ordentlich durchstarten mit der Wiederholung. Noch überwiegt bei mir der Gedanke, es schon alles irgendwie zu schaffen, doch ich sehe mich bereits total nervös wenige Tage vor dem Examen noch hektisch einige Unterlagen reinpauken… nun ja, ich versuche meinen Optimismus beizubehalten und trotzdem auch die Erholung nicht zu kurz kommen zu lassen 🙂 Liebe Grüße, Svenja

FSJlerin Michelle: Je glücklicher wir sind, desto schneller vergeht die Zeit! (17.5.13)

Jede Zeit ist umso kürzer, je glücklicher man ist.“ (Plinius der Ältere) Das stimmt. Es können Wochen vergehen, in denen wir unangenehme Dinge erledigen müssen oder uns langweilen, und sie kommen uns vor wie Jahre. Andersrum können Jahre vergehen,  in denen wir etwas nachgehen was, aufregend für uns ist, uns glücklich macht, und schon kommt es uns vor, wie ein paar Wochen, die im Flug vergangen sind. Je glücklicher wir sind, desto schneller vergeht unserem Empfinden nach die Zeit, sind wir jedoch angestrengt oder gelangweilt, haben wir das Gefühl die Zeit vergeht überhaupt nicht mehr.

Michelle mit LockenHallo ihr Lieben, durch mein Freiwilliges Soziales Jahr in der KiTa Elfriede Westphal der GiB ist mir bewusst geworden, dass das Zeitempfinden wirklich absolut subjektiv ist und ganz vom persönlichen Zufriedenheitsgrad abhängt. Während mir der ein oder andere Tag auf den Seminaren wirklich ewig und nie endend vorkam, so verfliegen die meisten Tage im Kindergarten geradezu. Und auch das Jahr ist nun bald zu Ende! 🙁

Diese Woche wurde ich von meiner Ansprechpartnerin aus dem Diakonischen Werk besucht, die für mich und meine gesamte Seminargruppe zuständig ist und auch auf unseren Seminaren dabei ist. Im Laufe des Jahres stattet sie allen „ihren“ FSJlern einen Besuch in der entsprechenden Einrichtung ab, lässt sich diese zeigen, spricht mit dem FSJler und dessen Anleiter, kümmert sich um Probleme und lobt gutes Arbeiten.

Durch dieses Gespräch wurde mir mal wieder bewusst wie kurz doch meine restliche verbleibende Zeit als FSJler in „meiner“ KiTa ist. Ich zeigte meiner Besucherin die Einrichtung und wir sprachen über meine generellen Aufgaben, besonderen Angebote für die Kinder und die gegenseitige Zufriedenheit von meinem Team und mir. Am liebsten würde ich wirklich noch ein Jahr dranhängen, denn das FSJ verging so schnell, weil ich wirklich glücklich in meiner Einrichtung bin. Doch alles hat sein Ende und es muss weiter gehen, was bleibt sind die vielen gesammelten Erkenntnisse und Erinnerungen! 🙂

Ich habe beispielsweise in den letzten Monaten viele Videoaufnahmen gemacht, sowohl in Alltagssituationen als auch von besonderen Ereignissen, die ich für unser 25. Jubiläum im Juni zu einem 20-minütigen Film zusammengeschnitten habe. Die Arbeit daran war zwar langwierig und wirklich anstrengend, aber es hat sich gelohnt! 🙂 Es ist ein toller kleiner Film entstanden, der mich an so viele schöne und witzige Situationen erinnert und erinnern wird und der auch einfach super witzig ist – denn gelacht habe ich in meinem FSJ wirklich jede Menge! 🙂

Liebste Grüße, Michelle 🙂

Azubine Evangelina: „Die Patienten lieben mein griechisches Temperament!“

Evangelia (19) lernt Gesundheits- und Krankenpflegerin im Ev. Krankenhaus Spandau. Sie ist Griechin mit einem griechischen Pass, obwohl sie in Deutschland geboren ist. Während manche jungen Leute mit ausländischen Wurzeln es nicht mögen, nach ihrem Migrationshintergrund gefragt zu werden, findet Evangelia, es sei wichtig, über das Thema „Multi-Kulti in der Pflege“ zu sprechen.

Evangelia FotoEvangelia, warum hast du dich für einen Pflegeberuf entschieden?

Ich war schon als Kind fasziniert vom Beruf der Krankenschwester und habe dann nach dem Realschulabschluss  ein Freiwilliges Soziales Jahr im Pflegeheim gemacht, um zu schauen, ob die Pflege wirklich was für mich ist. Und inzwischen kann ich sagen: Ja, das ist was für mich.

Hattest du in der Ausbildung je Probleme mit der deutschen Sprache?

Nein, ich spreche fließend Deutsch. Dass ich außerdem fließend Griechisch spreche, war in der Ausbildung ein Vorteil! Denn viele Begriffe in der Anatomie kommen aus dem Griechischen. Oder auch „Kardiologie“ – das kommt von „Kardia“, dem griechischen Wort für „Herz“.

Gibt es noch andere Azubis mit Migrationshintergrund in deiner Klasse?

Nein, ich bin die einzige.

Wie ist es für dich im Pflegealltag – spielt es da überhaupt eine Rolle, dass du Griechin bist?

Ja, das ist immer wieder ein Thema. Zum Beispiel bei meinem Einsatz im ambulanten OP-Bereich hatten wir oft griechische Patienten, gerade auch ältere, die nicht so gut Deutsch sprechen. Da wurde ich oft als Dolmetscherin oder Bezugsperson gerufen. Wenn ich einen Griechen sehe, erkenne ich den sofort. Da muss ich gar nicht erst fragen. Und dann sprudelt das Griechisch automatisch aus mir heraus!

Und würdest du sagen, du hast grundsätzlich eine „interkulturelle Kompetenz“? Das heißt, du verstehst nicht nur bei griechischen Patienten, sondern auch bei anderen Kulturen, dass man sich mit seinen unterschiedlichen Hintergründen aufeinander einstellen muss?

Ja, das würde ich sagen. Viele ausländische Patienten fragen mich, woher ich komme, weil sie sehen, dass ich nicht Deutsch bin. Ich bin eher der dunkle Typ und auch sehr temperamentvoll und laut! In vielen südländischen Kulturen ist es ja so, dass ältere Menschen nicht im Pflegeheim, sondern zu Hause gepflegt werden. Für uns käme es auch nie infrage, meine Oma in ein Heim zu geben. Daher verstehe ich nicht nur die Griechen, sondern auch die türkischen oder italienischen Patienten.

Kannst du bei Konflikten im Pflegealltag vermitteln?

Ja, wenn zum Beispiel bei einem griechischen oder türkischen Patienten die ganze Großfamilie antanzt und es gibt ein großes Hallo, die Schwestern in der Spätschicht hätten es aber lieber etwas ruhiger. Dann sage ich: So ist das halt bei uns, wir Südländer sind immer in Kontakt mit der Familie, wir bleiben ja zum Beispiel auch länger zu Hause wohnen. Ein Grieche wäre eingeschnappt, wenn er im Krankenhaus liegt, und NICHT alle kommen. Die griechischen oder türkischen Patienten suchen auch oft den Kontakt zu den anderen Patienten und fragen mich: Warum kriegen die nie Besuch, was haben die denn für Kinder? Das erkläre ich den Schwestern. Und ich sage: Wenn es euch wirklich stört, dann bittet sie höflich zu gehen, dann tun sie das auch. Umgekehrt erkläre ich auch den Großfamilien: Die wollen euch nicht ärgern, sondern ihr werdet jetzt rausgeschickt, weil Visite ist.

Wie stellst du dir eigentlich deine berufliche Zukunft vor?

Studieren ist nicht meins. Ich möchte auf jeden Fall in der Pflege bleiben und mich gerne in die Stationsleitung hocharbeiten.

Und hast du zum Schluss noch einen Tipp für junge Leute mit Migrationshintergrund, die in die Pflege gehen wollen?

Ja, mein Tipp ist: Seid selbstbewusst und nehmt euch nicht alles zu Herzen! Mir wurde oft geraten, ich solle mein Temperament etwas zügeln und das habe ich auch getan, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich bin ich und das möchte ich auch bleiben. Auch wenn ich nur Auszubildende bin, finde ich: Die Kollegen müssen sich schon auch Mühe geben, mit mir klarzukommen, ich gebe mir ja auch Mühe, mit ihnen klarzukommen, auch wenn sie so ganz anders sind als ich. Und die Patienten lieben die Abwechslung, sie mögen mein Temperament!

Vielen Dank, Evangelia, und viel Erfolg für dein letztes Ausbildungsjahr!

Mit dem Diakonieseminar für Krankenpflege ist das Ev. Krankenhaus Spandau eine der insgesamt 16 Ausbildungsstätten des Ev. Diakonievereins Berlin-Zehlendorf e.V., in denen junge Menschen eine Ausbildung in der Pflege absolvieren können. Mehr Infos hier (Link).

Wenn du Lust hast zu lernen, musst du es machen

Mit super Noten hat Marina (22) aus Russland ihr Studium der Germanistik und ausländischen Literatur an der Staatsuniversität Ivanovo 360km nordöstlich von Moskau abgeschlossen. Danach kam das Angebot ihrer Uni, ein Freiwilliges Soziales Jahr in Deutschland zu machen. Klar, warum nicht? Marina verbringt ihr FSJ in der Tagesförderstätte Bothfeld in Hannover.

Marina  FSJ 2

Marina (links) lackiert einer Bewohnerin der Tagesförderstätte die Fingernägel.

In der Tagesförderstätte Bothfeld werden schwer und mehrfach behinderte Erwachsene betreut. Vor ihrem Einsatz dort hatte Marina überhaupt keinen Kontakt zu Menschen mit Behinderung, denn Einrichtungen wie die Tagesförderstätte gibt es in ihrer Heimat nicht. „In der ersten Woche habe ich gedacht: Ich schaff‘ das nicht“, erinnert sie sich. Die 22jährige wusste nicht, wie sie mit den Bewohnern umgehen sollte. Alles war schwierig und neu, zum Beispiel das Essen Reichen oder die Begleitung zur Toilette. „Ich hatte Angst, dass ich etwas falsch mache oder dass ich jemandem wehtue“, erklärt Marina. Am Anfang war auch die Sprache ein Problem: „Einige der Menschen mit Behinderung sprechen nicht und andere haben mich nicht richtig verstanden, weil mein Deutsch noch nicht so gut war.“ Nach 14 Tagen und viel Zuspruch und Unterstützung durch die Kollegen fühlte sie sich schon deutlich besser. Nach einem Monat hatte sie das Gefühl, mit allen ihren Aufgaben sehr gut zurechtzukommen.

Marina hilft inzwischen in der Wäschegruppe der Tagesförderstätte. Die Wäschegruppe ist eins von vielen Angeboten für die Menschen mit Behinderung, die dort betreut werden. Sie kümmern sich um die ganze Wäsche des Hauses. Sie legen gemeinsam die Bettbezüge oder Handtücher zusammen oder befüllen die drei Waschmaschinen und Trockner im Wäscheraum. In der Wäschegruppe geht es darum, den Menschen, die besondere Förderung brauchen, eine sinnvolle Beschäftigung zu geben, bei der sie Selbstbestätigung erfahren und das gute Gefühl „Ich kann etwas tun, das anderen hilft“. Inzwischen ist die Wäschegruppe für FSJlerin Marina wie eine entspannte Familie, in der sie sich gut aufgehoben fühlt und in der sie die Verantwortung für andere mitträgt.

Eine Vertrauensperson an ihrer Uni hatte  Marina und den anderen Absolventen geraten, das FSJ unbedingt zu machen, um wichtige Erfahrungen für die eigene Persönlichkeit zu sammeln. Sie hat ihnen auch prophezeit, dass sie sich verändern würden. Und damit behält sie Recht, das spürte Marina bereits nach einem halben Jahr. „Früher hatte ich Mitleid mit Menschen mit Behinderungen. Heute weiß ich, dass sie einfach das gleiche Leben führen wollen, wie Menschen ohne Behinderung. Außerdem hat sie gelernt, über die kleinen Dinge im glücklich zu sein: „Schönes Wetter oder die Sonne, darüber freuen sich Menschen mit Behinderungen oft viel mehr als Menschen ohne Behinderung.“

Ihr FSJ ist bald zu Ende, Marina will in Deutschland bleiben. Wie es weitergehen könnte, weiß sie auch schon. Noch sind ihre Diplome hierzulande leider nicht anerkannt.  Deshalb möchte sie den sozialen Berufen erst mal treu bleiben und ab Herbst eine Ausbildung machen. „Wenn du die Lust, den Wunsch und die Möglichkeit hast, so viel zu lernen wie möglich und du es kannst, musst du es machen“, sagt sie.